Mittwoch, 8. April 2020

Dolphin Reef - Delfine (2020)

https://www.imdb.com/title/tt10055028/

Delfine bevölkern die Weltmeere und die junge Echo ist eines dieser im Wasser heimischen Säugetiere. In ihrem Alter kann das Delfinmädchen sich allerdings noch nicht entscheiden, ob es schon bereit ist, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen, oder ob sie doch lieber Spaß haben und Unsinn anstellen will. Die Gemeinschaft der Delfine ist dabei ein ausgeklügeltes System und das Korallenriff, in dem Echos Familie zu Hause ist, muss sich auf all seine Anwohner verlassen können, um ein gutes Heim zu bleiben.

Mit Dokumentationen aus dem Hause Disney und unter der Marke "Disneynature" veröffentlicht, ist das immer so eine Sache. Disney ist eben Disney und kann (oder will) nicht so recht aus seiner Haut heraus. Andererseits ist es eine Art Marke, ein Wiedererkennungswert, der Produktionen aus diesem Hause einen ganz eigenen Stempel aufdrückt, so dass man diese Dokumentationen unter tausend anderen zuordnen kann. "Dolphin Reef" / Delfine" erschien vor zwei Jahren in Frankreich unter dem Titel "Blue" und wechselte seinen Erzähler von Cecile de France (für die französische Version) zu Owen Wilson zu Natalie Portman. Und doch ist "Dolphin Reef" trotz der Verzögerungen und Umwege ein zufriedenstellender Eintrag in der Disneynature-Liste, obwohl die Delfine im Titel von einigen ihrer Nebendarsteller in Szene gesetzt werden und das Riff selbst noch spektakulärer ist als die Säuger selbst.

Die angeblichen Helden ist "Echo", eine dreijährigere Tümmler-Dame, die, wie man uns sagt, verspielt und eigensinnig ist und nicht bereit ist, ihre Mutter zu verlassen und für sich selbst zu sorgen; und "Kuma", ihre verständnisvolle Mutter, die aber auch möchte, dass Junior erwachsen wird, bevor er von Orcas oder Haien gefressen wird. Wie bei Disneynature-Dokus üblich, kann es für alle, außer den Kindern im Publikum, problematisch sein, Tiere zu benennen und ihnen über die Erzählung menschliche Motivationen bzw. eine Geschichte zu geben. Das ist etwas ärgerlich, denn eine Dokumentation im herkömmichlen Sinne ist das eben nicht.

Die zentrale Geschichte von Regisseur Keith Scholeys Film ist das Erwachsenwerden von Echo, obwohl gleich klar ist, dass diese bestimmte Erzählung wahrscheinlich mehr im Schnittraum konstruiert wurde, als sie sich tatsächlich auf diesem polynesischen Korallenriff abspielte. Die "Originalgeschichte von Keith Scholey" legt nahe, dass dies einer dieser Disneynature-Filme ist, der eine plausible und familienfreundliche Erzählung zusammenstellt, um das Verhalten von Tieren zu erforschen und es einem jungen Publikum zu erklären. Und das ist an und für sich soweit okay. Denn die Echo-Geschichte bietet eine funktionale Möglichkeit, das Riff mit seiner atemberaubenden Schönheit und wilden Vielfalt des Lebens zu erkunden. "Dolphin Reef" ist am faszinierendsten, wenn er uns die Nachbarn der Delfine vorstellt, darunter die oben genannten Pfauengottesanbeterinnen, die aussehen, als wären sie durch eine Explosion in der Kunsthandwerksschublade eines Vorschulklassenzimmers entstanden. Ein Papageienfisch, der Korallen frisst und Sand ausscheidet, stachelige und räuberische Feuerfische; Tigerhaie, die andere Haie fressen; Buckelwale mit anscheinend ausgefeilten Ritualen zur Sicherung von Pflegevätern; und Schildkröten - die, wie die Erzählstimme sagt, "es hassen, in der Schlange zu stehen".

(Aha. Woher weiß sie das?)

Die Freude am "Dolphin Reef" liegt im komplizierten Tanz dieser Kreaturen in einer Umgebung jenseits des Dramas, und Scholey und Co-Regisseur Alastair Fothergill sind Naturdokumentations-Veteranen, die genau wissen, wie man an gewünschtes Filmmaterial kommt. Die Ozeane sind Schauplatz einiger der visuell beeindruckendsten Naturfilme, die man jemals gesehen hat, und dieser Film fügt eine Reihe unauslöschlicher Bilder hinzu, von der Opening-Sequenz, die Delfine zeigt, die auf Wellen surfen, bis hin zu einem dramatischen Haifutterrausch bei Nacht. Von Nahaufnahmen von scheinbar jeder winzigen Kreatur am Riff, zu einer unbeschreiblich anmutigen Aufnahme der Delfine, die im Schlaf schwimmen. Die Erzählweise ist frech und lässig. Sie ist hier, um mehr mitzuspielen als zu unterrichten. Wenn ein paar Mal beiläufig erwähnt wird, dass das Riff stirbt, möchte man vielleicht noch hören, warum und was getan werden kann - aber Disneynature und die Filmemacher hinter "Dolphin Reef" würden lieber ein junges Publikum anlocken, indem sie ihnen zeigen, wie süß Echo und seine Freunde sind. Und damit ist "Dolphin Reef" eine nette Geschichte für Kinder, mehr aber auch nicht. Wer eine richtige Dokumentation über diese faszinierende Tiere sucht, der gräbt lieber in den Archiven der BBC.

7/10