Der Amur zählt zu den längsten Flüssen der Erde – und ist doch kaum bekannt. Dabei ist sein Einzugsgebiet viermal so groß wie Deutschland und erstreckt sich über die Mongolei, Russland und China. Die dreiteilige Serie "Amur: Asiens Amazonas" erkundet die weitgehend unberührte Natur entlang des Amur in Ostasien.
Der Amur ist kein Fluss, sondern ein riesiges Fluss-System von kontinentaler Dimension, eine Wasserlandschaft mit Tausenden Flüssen, Sümpfen und Seen, deren ungeheure Wassermassen ständig von den Wolken des Pazifiks erneuert werden. An seinem Mündungsdelta - da, wo sich die Küsten des Japanischen und des Ochotskischen Meeres in der Tatarenstraße treffen - beginnt eine ungewöhnliche Entdeckungsreise gegen den Strom, vom Pazifik fünftausend Kilometer landeinwärts bis in die Mongolische Steppe.
http://www.imdb.com/title/tt4790576/
1. Der ferne Osten
Das Flusssystem des Amur bildet eine riesige Wasserlandschaft mit
unzähligen Flüssen, Seen und Sümpfen. Aus diesem Einzugsgebiet befördert
der gigantische Strom täglich Unmengen an Wasser, Nährstoffen und
Sedimenten in den Pazifik und macht den Ozean zu einem der fruchtbarsten
Meere der Welt. In diesem Flussdelta entlang der wilden Küste im
äußersten Osten Russlands – auf der gegenüberliegenden Seite der
Beringstraße liegt Alaska – beginnt die Reise, die flussaufwärts führt.
In ihrem Verlauf begegnet man Seelöwen, Braunbären, Schwärmen aus
Zehntausenden Seevögeln und ebenso vielen Lachsen auf Wanderschaft. Auf
der russischen Seite kommen Sikahirsche auf der Nahrungssuche bis an die
Küste, verfolgt von hungrigen sibirischen Tigern. Und dieses
einzigartige Ökosystem bietet viele weitere faszinierende
Naturschauspiele. So haben die Pazifiklachse bereits eine lange Reise
von der kalifornischen Küste hinter sich, wenn sie die Mündung des Amur
erreicht haben, und noch liegen über tausend Kilometer vor ihnen, bevor
sie in ihren Laichgebieten ankommen. Weiter stromaufwärts erstreckt sich
ein beeindruckendes Sumpfgebiet. Das innere Delta ist von einem wahren
Labyrinth aus Kanälen und Altarmen durchzogen. Dort bieten unzählige
Inseln und Feuchtwiesen, Torfmoore und Seen den wilden Tieren Ostasiens
einen vielfältigen Lebensraum. Für einige Arten sind sie der letzte
verbleibende Rückzugsort. - 9/10
http://www.imdb.com/title/tt4794670/
2. Der schwarze Drache
Bei den Chinesen heißt der Amur, der auf über 2.000 Kilometern das Land
von Russland trennt, „schwarzer Drache“. Die beiden Großmächte verbindet
keine einzige Brücke, lediglich zwischen den Städten Blagoweschtschensk
und Heihe am Mittellauf des Stroms besteht eine Fährverbindung. Diese
Grenzlage hat die Ufergebiete bis heute vor größeren Eingriffen oder gar
dem Bau mächtiger Staudämme zur Stromgewinnung bewahrt. Auf
chinesischer Seite wurden die fruchtbaren Flussauen entlang des Songhua,
des größten Amur-Zuflusses, in Industrie- und Agrarland verwandelt.
Doch in den entlegenen Gebieten am Oberlauf des Flusses haben die
letzten Urwälder des Landes überlebt. Seit die Regierung Schutzprogramme
in die Wege geleitet hat, haben sich Großkatzen wie der sibirische
Tiger und der Amurleopard wieder dort angesiedelt. Das Amurbecken
erstreckt sich von den verschneiten Bergen der sibirischen Tundra, wo
die nördlichen Zuflüsse entspringen, Richtung Süden bis zu den
subtropischen Feuchtwäldern am Oberlauf des Songhua. Dort leben
asiatische Paradiesvögel und Auerhähne ebenso wie asiatische
Schwarzbären und Braunbären zwischen Koreakiefern und sibirischen
Lärchen. Entlang der Schifffahrtswege und in den Sumpfgebieten sind
Mandschurenkraniche, Kragenenten und unzählige Fischarten zu Hause. Der
Songhua entspringt am Himmelssee im Krater des Baitoushan-Vulkans an der
Grenze zu Nordkorea. Ein halbes Jahrtausend lang galten die urtümlichen
Wälder, die den höchsten der zahlreichen Vulkane im Amurtal umgeben,
als heilig. Bis heute gehören sie zu den beeindruckenden Naturschätzen
Chinas. - 8,5/10
http://www.imdb.com/title/tt4815462/
3. Die heiligen Quellen
Der südliche Quellfluss des Amur, der Cherlen, schlängelt sich durch die
größte Graslandschaft der Welt, die mongolische Steppe unweit der Wüste
Gobi. Dort durchstreifen eine Million Mongoleigazellen und riesige
Viehherden die kalte und trockene Savanne. Es erscheint unerklärlich,
wie ein so riesiger Wasserlauf eine derart trockene Landschaft
durchfließen kann. Seine fruchtbaren Ufer werden von zahlreichen
Vogelarten bevölkert, darunter Jungfernkraniche zur Paarungszeit und
Zugvögel auf der Durchreise nach Indien. Steppenadler jagen Murmeltiere,
und Wölfe lauern auf Gazellen, während sich die Rabengeier auf die
Reste freuen. Nomaden schlagen ihre Zelte entlang des Cherlen auf, da
sie nur im Fluss Wasser zum Tränken ihrer Pferde, Kühe und Schafe
finden. Doch oft trocknet der Fluss aus, so dass Tiere und Nomaden in
Richtung des nördlichen Zuflusses Onon ziehen müssen. Der Onon ist
kürzer als der Cherlen. Seine Ufer wurden 300 Jahre lang von russischen
Siedlern bewohnt. Sie fanden alles Lebensnotwendige in der üppigen,
wild- und fischreichen Natur der Waldsteppen Südsibiriens. Doch wo
befindet sich die wahre Quelle des Amur? Obwohl beide Wasserläufe völlig
unterschiedliche Landschaften durchfließen und völlig unterschiedlicher
Art sind, entspringen beide auf dem heiligen Berg der Mongolen. Auf dem
Burchan Chaldun wurde Dschingis Khan, der „Vater der Mongolen“, geboren
und begraben. Die zahlreichen Quellen auf diesem Bergmassiv werden von
Regen und Schnee aus den vom Pazifik kommenden Wolken gespeist und
schließen sich zu den beiden Amur-Zuflüssen zusammen. So gesehen ist der
heilige Berg selbst die Quelle des Amur. - 8,5/10
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