Sonntag, 14. Juni 2020

Big Pacific (2017)

https://www.imdb.com/title/tt7274440/

Unbeschreiblich, unvorstellbar, unberührt: Der Pazifische Ozean umfasst die Hälfte des Wassers unseres Planeten und versteckt den tiefsten Ort der Erde. Größer als alle Landmassen zusammen, beherbergt er die Geschöpfe unserer schönsten und gleichzeitig unserer schlimmsten Träume. Eine Entdeckungsreise zu den meistgehüteten Geheimnissen der Tiefe...

https://www.imdb.com/title/tt7281832/
1. Der geheimnisvolle Ozean (Mysterious)
Im September steht in Costa Rica die alljährliche Arribada an, bei der Hunderttausende olivgrüne Schildkröten zu ihrem Geburtsstrand zurückkehren, um dort ihre Eier abzulegen. Dass sie es dabei schaffen, aus teils mehreren Tausend Kilometern Entfernung jedes Jahr den gleichen Küstenstreifen wiederzufinden, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Für die Reptilien bietet das Meer jedoch zahlreiche Anhaltspunkte, deren Bedeutung der Mensch erst langsam begreift. Einer dieser Wegweiser ist möglicherweise die vor der kolumbianischen Küste gelegene Insel Malpelo, die Spitze eines über 3.000 Meter in die Tiefe reichenden vulkanischen Meeresrückens. Obwohl die Insel nur ein kleiner Punkt in den Weiten des Ozeans ist, kommen dort immer wieder Hunderte Haie aus dem gesamten Pazifik zusammen. Auch ein Rätsel in den Tiefen vor der japanischen Insel Amami-Oshima konnte gelöst werden. 1995 hatten Taucher dort auf dem Meeresboden filigran in den Sand gezeichnete, kreisrunde Motive entdeckt. Sobald sie von den Strömungen verwischt wurden, entstanden ganz in der Nähe neue. Nach über zehn Jahren Ungewissheit haben Wissenschaftler nun den "Künstler" ausfindig gemacht und damit gleich eine ganz neue Art entdeckt. Im Pazifik findet man auch "lebende Fossilien" wie die Pfeilschwanzkrebse, die sich seit 450 Millionen Jahren so gut wie nicht weiterentwickelt haben. Manche dieser vorsintflutlichen Wesen stehen in der Welt von heute riesigen Herausforderungen gegenüber. Im Frühjahr lässt sich bei Vollmond ein ganz besonderes Naturschauspiel in der Bucht von Toyama in Japan beobachten. Dann steigen bis zu einer Milliarde Leuchtkalmare aus den Tiefen auf. Ihr einzigartiges Leuchten gibt den Forschern bis heute Rätsel auf. Vor der Küste Kanadas taucht einer der Pioniere der Tiefseeforschung in das Dunkel der Urgeschichte: Phil Nuytten steigt in 150 Meter Tiefe ab, wo er in einem versteckten Riff direkte Nachfahren der allerersten Mehrzeller zu finden hofft. - 7,5/10

https://www.imdb.com/title/tt7281836/
2. Der gewaltsame Ozean (Violent)
Der Pazifische Ozean ist ein Paradies für Raubtiere aller Art. Vom Himmel über der brasilianischen Insel Queimada Granda bis in ihre tropischen Tiefen erfinden die Tiere das Töten im großen Stil immer wieder neu. Der vom Feuerring umgebene Pazifische Ozean ist wilde, ungezähmte Natur. In dem 40.000 Kilometer langen Gürtel befinden sich gut drei Viertel aller aktiven Vulkane der Erde. Schwer vorstellbar, dass es dort überhaupt noch Leben gibt aber die Natur steckt voller Überraschungen. Mit über 20 Zyklonen im Jahr ist der Pazifik auch Schauplatz der heftigsten Stürme der Welt. Wer sich anpasst, kann gut damit leben. Während sich in China Surfer mit den weltgrößten Wellen messen, hat ein kleiner Einsiedlerkrebs gelernt, wie man das von Wirbelstürmen hinterlassene Strandgut für sich nutzen kann. Doch letztlich sind nicht die Naturgewalten am beängstigendsten, sondern die vom Menschen ausgeübte Gewalt, deren Relikte vielerorts im und am Pazifik zu sehen sind. Seien es die mit Schädeln gefüllten Höhlen in Papua-Neuguinea, die von unzähligen Kriegen verbliebenen Schiffswracks oder das Bikini-Atoll, wo mit den Atombombentests nach dem Zweiten Weltkrieg der wohl größte menschliche Gewaltakt in der Region verübt wurde. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt7281846/
3. Der gierige Ozean (Voracious)
Die Riesen des Pazifiks haben Besonderheiten entwickelt, die es ihnen erlauben, ihren unersättlichen Nahrungsbedarf zu decken. Dass der Blauwal, das größte Tier der Welt, sich von winzig kleinen Krebstierchen ernähren kann, funktioniert nur, weil er mit seinem Riesenmaul bei jedem Bissen Unmengen von Krill verschlingt. Auch der Teufelsrochen fällt über winzige Beute her. Da diese kaum nahrhaft ist, frisst er fast pausenlos, um nicht zu verhungern. Die Nomura-Qualle, zunächst nur so groß wie ein Reiskorn, verspeist alles, was ihr in die Fangarme kommt, und kann so innerhalb eines Jahres größer werden als ein Mensch. Dabei stattet sich die Riesenqualle mit so vielen Mündern aus, wie für ein solch spektakuläres Wachstum notwendig sind. Ausgewachsene Walhaie können bis zu 15 Meter lang werden, doch als Jungtiere sind sie selbst eine leichte Beute. Seinen Nahrungsbedarf deckt der Meeresriese, indem er bei größeren Planktonansammlungen einfach sein Maul öffnet und die Kleinstlebewesen aus dem Wasser filtert. Damit ist er eine der gefräßigsten Kreaturen im Pazifik. Auf den Marshallinseln haben Muränen gelernt, an Land zu jagen, und auch die Schildkröten der Galapagosinseln haben Verhaltensweisen entwickelt, die ihr Überleben sichern. Entlang der Küste Kaliforniens lebt wiederum ein auf den ersten Blick sehr unscheinbarer Jäger. Die Grüne Riesenanemone harrt geduldig aus, bis die Strömungen des Pazifiks ihr Beute zuspielen, wobei diese auch gern einmal doppelt so groß sein kann wie sie selbst. Nicht weit entfernt, vor der Küste von Big Sur, könnte ein fragiles Ökosystem ohne den Hunger seiner Einwohner gar nicht überleben. Dort wächst auf dem Meeresboden ein riesiger Kelpwald, der in seinem Streben nach Sonnenlicht bis zu 45 Meter hoch wird. Dieser Algenwald bietet zahlreichen Arten Unterschlupf und dient ungeladenen Gästen auch als Nahrung. Der Rote Seeigel hat einen solchen Heißhunger auf Kelp, dass er die Meereswälder in wenigen Monaten in Meereswüsten verwandeln könnte. Wäre da nicht der Seeotter, der mit seiner Vorliebe für Seeigel dem Kelpwald zur Seite steht. - 7,5/10

https://www.imdb.com/title/tt7281848/
4. Der leidenschaftliche Ozean (Passionate)
Regelmäßig treffen sich in den Gewässern vor der mexikanischen Insel Guadalupe Weiße Haie, um die dort lebenden Seehunde gemeinsam zu jagen. Manchmal kommen sie aber auch mit ganz anderen Absichten. Auch wenn noch niemand die sehr diskreten Tiere bei der Fortpflanzung beobachtet hat, denken Forscher, dass es sich bei der Insel um einen bevorzugten Paarungsort für den Weißen Hai handelt. Der Pazifische Seewolf ist monogam und dabei sogar treuer als manche Menschen. Ein Paar kann bis über 20 Jahre zusammenbleiben und wacht gemeinsam über das Gelege. Für gewisse Lebewesen im Pazifik ist die Paarung hingegen ein Spiel mit dem Tod. Entlang der kalifornischen Küste wird der Geschlechtsakt manchmal zu einem erbarmungslosen Kampf, bei dem die Weibchen Gefahr laufen zu ertrinken. Bei der Pazifischen Riesenkrake sind es wiederum die Männchen, die sich der tödlichen Umarmung durch das Weibchen aussetzen. Und der Ozean bietet noch viele weitere Besonderheiten in Sachen Fortpflanzung: schwangere Männchen bei den Seepferdchen, Geschlechtsumwandlungen männlicher Clownfische und das erstaunliche Paarungsverhalten eines Ur-Reptils mit Vorliebe für Eidechsen. Auf der vor China gelegenen Tropeninsel Hainan versucht eine Gruppe Biologen, ein einst blühendes Riff wiederzubeleben. Auch vor Samoa wird der Mensch aktiv, hier allerdings, um die vom Palolowurm einmal im Jahr abgestoßenen Samen und Eier zu sammeln, die dort als Delikatesse gelten. Im Golf von Kalifornien graben Grunionfische beim kollektiven Ablaichen ihre Eier an Land in den Sand ein, um sie vor maritimen Fressfeinden zu schützen. Das überaus seltene Phänomen wirkt wie eine Flutwelle aus Fischen. - 7,5/10

"Big Pacific" kümmert sich in seinen einzelnen Episoden um jeweils ein bestimmtes Themengebiet. So geht es in der Tat um die Geheimnisse des Ozeans, um ungezähmte Natur, um überbordernde Fressgewohnheiten und um Fortpflanzung. Interessant und angenehm ist dieses Mal, dass eine Erzählerin die Geschichte begleitet. Von der (ungeklärten) Frage, wie es eine Vielzahl an Schildkröten alljährlich zu einem Strand schafft, den sie vor über 12 Jahren verlassen haben über Haie, die vor einer Vulkaninsel vor Kolumbien anreisen bis zur (geklärten) Frage nach den unglaublichen Sandmustern, die ein kleiner Kugelfisch in tagelanger Arbeit zum Anlocken seiner Herzdame anfertigt. Von den heftigen Kämpfen, die sich 40 Tonnen schwere Buckelwal-Bullen um die paarungswilligen Weibchen liefern, bis zu den Vulkanen entlang des Feuerrings der Pazifischen Platte. Aber auch die Atomwaffen-Tests im Bikini-Atoll werden angesprochen. Insgesamt 23 Atombomben ließ man dort hochgehen und das nur, um deren Auswirkungen zu beobachten. Auch heute noch sieht man die dadurch entstandenen Meereskrater vom All aus. Vom größten Bewohner der Erde, dem Blauwal, der Millionen von kleinen Krill-Lebewesen verspeisen muss, um sein Gewicht von bis zu 200 Tonnen halten zu können, bis hin zur Nomura-Qualle, die von Stecknadelgröße innerhalb von sechs Monaten zur Größe eines ausgewachsenen Menschen mit dem Gewicht eines Löwen heranwächst und dafür praktisch pausenlos Nahrung konsumieren muss. Damit beschäftigt sich "Bif Pacific". Und hätte der Hersteller beim Ton nicht so geschlampt und damit ein gutes Bild in UHD-Qualität abgeliefert, aber dafür einen Ton wie aus der Blechkanne - dann hätte diese Dokumentation locker in der obersten Liga mitspielen können.

8/10

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